Erst lehrt sie das weibliche Publikum Schlagfertigkeit, dann signiert Nicole Staudinger Bücher. (Foto: Helga Wiechert)

Mit zwei Worten erobern die Frauen die Welt

Meckenbeuren sz, 29.10.17:

„Nach heute Abend werden Sie nie wieder sprachlos sein“: Das hat Nicole Staudinger, die Schlagfertigkeitsqueen, am Freitagabend am Gleis 1 ihren weiblichen Zuhörerinnen versprochen. „Dreibeiner“ mussten draußen bleiben, während drinnen Tacheles gesprochen wurde und das Lachen Tränen in die Augen trieb. „Eine tolle Frau“, war das Resümee, und Staudingers Botschaft einfach, hilfreich, herzlich und lohnenswert.

Wenn man denn kein „Dreibeiner“ war, der eine mächtige Klatsche bekam, aber auch bewundert wurde für seinen Blick aufs Selbstbild und den lockeren Blick aufs Sein. „Worauf legen Frauen den Fokus beim Blick in den Spiegel?“, war die große Frage, die beim Mann in Herrlichkeit resultiere und bei der Frau in Graus. „Schneiden Sie sich eine Scheibe ab von den Männern“, rief Nicole Staudinger alle auf. „Wichtig ist allein das Innere, auch wenn Frauen gesagt wird, sie müssen überall gut sein. Geh raus und hol Dir, was Dir zusteht. Hol Dir, was Du brauchst.“

„Ach Mensch, Kinders, ich freu mich total. 7000 Meckenbeurer Frauen sind hier. Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, öffnen Sie die spacken Hosen. Sie müssen sich grenzenlos wohlfühlen“, strahlte die quirlige Kölnerin von Meckenbeurens Kulturbühne und hatte damit alle sofort erobert. Noch vor drei Jahren war sie unbekannt. Dann kündigte die zweifache Mutter ihren sicheren Job im Verlag, um Frauen schlagfertig zu machen. Doch schon vier Wochen nach ihrem ersten großen Erfolg stand statt Selbstverwirklichung Chemotherapie auf ihrem Programm. „Meine Oma sagt immer, wer weiß, wofür et gut is?“, kam es humorvoll von der Bühne, „obwohl Krebs für nix gut is“. Dennoch entstand so ihr erstes erfolgreiches Buch „Brüste umständehalber abzugeben“.

„Und was habe ich jetzt? Brüste aus dem Bauch, aber mit 90 stehen die noch immer.“ Da bekommt die Schlagfertigkeit gleich ein ganz anderes Gewicht. Warum sollte man sich da den Dingen einfach hingeben, die belasten, die quälen, die langweilig sind und gar nicht guttun. Dagegen hatte sie „dat Schutzschild“ im Gepäck. Sie ließ die Frauen symbolisch die Arme im Kreis nach oben zusammenkommen und übte die Zwei-Worte-Taktik ein. „Was soll’s“, könnte es so beim Blick in den Spiegel heißen und man stelle sich vor, wie viel leichter der Tag wird. Sie pochte auf Selbstverwirklichung und gab zu bedenken: „Wenn es ein orangefarbenes Rumpelstilzchen schafft, der mächtigste Mann der Welt zu werden. Ja dann …“

„Eigenlob stinkt nicht. Oder riechen Sie was“, rief sie alle Frauen auf, sich solidarisch untereinander zu zeigen und füreinander einzutreten. „Dann haben wir schon fast gewonnen.“ Weiter erklärte sie: „Sie müssen nicht auf alles verbal reagieren. Manchmal reicht ein Blick“, und gab Tipps zu Körperhaltung und Blickkontakt und eben diese gewichtigen zwei Worte. „Damit man beim nächsten Mal nicht wieder dasteht wie der Ochs vorm Berg. ,Potz-Blitz!’, so einfach kann es sein, und Sie werden nie mehr sprachlos sein“. Vor allem dann nicht, wenn man die Tipps so unvergesslich präsentiert bekommt und Tränen dabei lacht